Die Holzkiste nennt sich Cajòn

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Gesehen hat es jeder schonmal, aber: "Wo kommt es her und wie ist es endstanden?" Matthias hat mal versucht, die wichtigsten Fakten zusammenzu tragen und präsentiert uns hier das Ergebnis.

Wer kennt das nicht - man bewundert mal wieder eine wunderbare Band bei einem Konzert. Als verkappter Musiker schaut man natürlich genauer hin. Wie machen die das, wie oft verspielen die sich usw. und manchmal steht man auch nur einfach da und fragt sich: "Hä .. wasn das??" Dann hat mal wieder jemand ein anderes Instrument als Bass, Gitarre oder Schlagzeug benutzt. Besonders gerissen sind in dieser Kategorie, die Percussion Spezialisten. Da liegen, stehen und baumeln allerhand interessante "Exoten" mit mehr oder weniger großen Nutzen durch die Gegend. Der besonders talentierte Beobachter merkt sich dann manche Gerätschaften und erkundigt sich später in seinem Lieblingsmedium Internet oder auch wahlweise bei dem ausdauernden Gehörapparat des geneigten Instrumentenberater/Fachverkäufers des lokalen Instrumentendealers (ausbeuters), nach dessen Namen, Preis und Herkunft. So geschehen bei einer auf den ersten Blick sehr unscheinbaren Holzkiste. Womit ich schon mehrere talentierte Musiker bewundern durfte. Für alle, die das gleiche Schicksal ereilte, hier nun meine gesammelten Informationen.

Die Holzkiste nennt sich CAJON

Dabei handelt es sich um ein Schlaginstrument. Cajones (span. caja = Kiste) sind Handtrommeln mit einer Schlagfläche aus Holz. Ursprünglich stammen sie aus Lateinamerika und dienten dort den Sklaven als Ersatz für ihre traditionellen Trommeln, deren Benutzung von den Weissen verboten wurde.
Der genaue Ursprungsort ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Zweifellos ist allerdings der afrikanische Background. Wie bei so vielen Dingen, führte auch hier der Erfindungsreichtum der Sklaven zur heutigen weiten Verbreitung von "Holzkisten".

Aus dieser Zeit stammt die "Rumba de Cajon", bei der der Basspart auf einer Fischkiste, die zweite Stimme auf einer Tabakkiste und die Solostimme mit Teelöffeln auf einer Zigarrenschachtel gespielt wird. Diese Spielweise ist heute noch ein Hauptbestandteil der kubanischen Musik.

Als Ende des letzten Jahrhunderts die Sklaven frei wurden, breitete sich die Idee, anstelle einer Trommel eine simple Holzkiste zu bespielen, rasch über Lateinamerika, Afrika und Europa aus. Vorallem Kuba und Peru gelten als die Länder der Cajones. In der traditionellen, als auch in der modernen Musik sind sie verwurzelt. Hergestellt wird das Cajón, das aussieht wie eine simple Holzkiste, aus zwei verschiedenen Holzarten: Der Corpus besteht aus mehrschichtigem Furnierholz, für die beiden Spielflächen verwendet man ein spezielles Sperrholz. So erhält das Cajón seinen außergewöhnlichen und interessanten Klang.

Mitte der siebziger Jahre begann Paco de Lucia (einer der bedeutendsten Flamencogitarrristen) die traditionelle Flamencomusik zu erneuern. Er führte das Cajon als zentrales Rhythmusinstrument ein.

Das Cajon wird heute gerne für sogenannte "unplugged sessions" genutzt, außerdem ist es aus der Percussion nicht wegzudenken. Die Weiterentwicklung der "Kiste" setzt nicht aus. So haben sich mittlerweile verschiedenste Ableger herausgebildet. Mit Loch oder ohne, groß, klein usw. Jeder namenhafte Hersteller hat seinen eigenen Typ hervorgebracht.